Kölnische Rundschau, 27. 03. 2014, Nr 73
Von ROBERT CHERKOWSKI
NEUSTADT-SÜD. Fotograf Klaus Moll kann sich noch gut daran erinnern, wann seine Leidenschaft für die Fotografie von Pflanzen ihren Anfang genommen hat, die ihn nun in eine Vernissage im Südstädter Paulushaus führte. „Alles begann im Jahr 2001. Ich weiß noch, dass ich auf den Weg in den Urlaub war und an einer Raststätte an der A3 nahe Aschaffenburg halt gemacht habe, um mir die Füße zu vertreten. Da hat es mich auf eine Wiese verschlagen, wo ich mir die Füße vertreten habe und ohne mir etwas dabei zu denken, ein Riesenklee in Augenschein genommen habe. Ich bin nah herangegangen und habe diese kleine Pflanze ganz genau betrachtet.“
Ein wenig war es, als hätte er die Büchse der Pandora geöffnet, in der er die Schönheit all jener Pflanzen erkannte, die gemeinhin als Unkraut verschrien sind und aus denen nie ein farbenfrohes zusammengestellt wird. Moll sieht genau hin und rückt gerade diese, oft mit Missachtung gestraften Gewächse in den Mittelpunkt seiner Makrofotografie. Vor seiner Linse gewinnt plötzlich sogar sogar das winzige Aderwerk von Blättern oder eine welke Butterblume eine traurige Schönheit, die dem flüchtigen Blick sonst glatt entgehen würde.
Pfarrer Karl-Hermann Büsch, Leiter des Paulushauses für Seelsorge und Begegnung, sieht das große Bild, das Makrofotografie und Lebenshilfe, wie sie im Haus geleistet wird unter ein thematisches Dach bringt: Ich sehe den Titel der Ausstellung daher ganz programmatisch. ,Randerscheinungen’, das bezieht sich zum einen auf die Pflanzen, die auf den ersten Blick nicht der Zierde dienen, und die erst bei genauer Betrachtung ihre wahre Schönheit entfalten und zum anderen auf die Menschen, die durch Lebensbrüche oder schwere persönliche Schicksalsschläge an den Rand gedrückt werden.” Der Rand sei der Bereich, auf dem der Blick sowohl bei Pflanzen, als auch bei Menschen eher selten falle, an dem jedoch auch Leben sei. Die Kunst ist im Paulushaus ein ohnehin wiederkehrendes Mittel, um den Besuchern eine Ausdrucksmöglichkeit in Bezug auf ihre Leiden an die Hand zu geben. Obwohl Religion für uns ein therapeutisch wichtiges Standbein ist, wollen wir damit niemanden überfahren. Wir fragen auch nicht nach Konfession und stellen keine Gesinnungsfragen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass das Suchen und Finden von künstlerischen Wegen des Ausdrucks bei vielen sehr katalytisch ist”, sagt Büsch.
Auf diesen Wegen fänden Menschen oft Ruhe und Andacht und oft auch den Mut, um sich mit sich selbst auseinanderzusetzen. „Unser Angebot reicht von meditativem Tanz, über Schreibwerkstätten bis zu Fotografie und Malerei. Wer auf dieser Basis weitergehende religiöse Angebote nutzen will, der kann dies tun. Es ist dennoch nicht unser Anliegen zu missionieren. Wir wollen den Menschen lediglich ein Angebot machen”, so Büsch.
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