Kirchenzeitung 10/99 Erzbistum Köln
KÖLN. „Glaube“, „Religion“ und „Spiritualität“ sind Begriffe, die die programmatische Selbstverpflichtung einer neuen katholischen Einrichtung für chronisch psychisch kranke Menschen wiedergeben. Nach mehrjähriger Planung und Konzeptionsentwickung wurde am Mittwoch die neue Einrichtung mit dem Namen „Seelsorge und Begegnung“ in einem Festakt ihrer Bestimmung übergeben. Der Kölner Stadtdechant Dr. Johannes Westhoff weihte die Räume im Paulushaus in der Kölner Südstadt ein. Mit Millionenaufwand – ohne öffentliche Zuschüsse – sind hier die räumlichen Voraussetzungen für ein neues kirchliches Angebot geschaffen worden, das in seiner Art einmalig ist.
„Wir versuchen heilsame und lebensunterstützende religiöse Hilfestellung und persönliche seelsorgliche Begleitung anzubieten. Hier werden Menschen mit besonderen Bedürfnissen angesprochen, die in der Ortsgemeinde im Regelfall durchs Netz fallen“, erklärt der Leiter der Einrichtung, Pfarrer Karl-Hermann Büsch, das Konzept. Für viele psychisch- kranke Menschen, die an innerer Zerrissenheit und Zwängen leiden, werde das religiöse Leben zu einer wichtigen Frage, weiß Büsch aus Erfahrung.
Aufbauend auf den täglichen Erfahrungen als Seelsorger in psychiatrischen Kliniken, wollen Büsch und sein Team, bestehend aus der Gemeindereferentin Brigitta Daniels-Nieswand, dem Pastoralreferenten Manfred BeckerIrmen, dem evangelischen Pfarrer Dietrich Grütjen und der Assistentin Gertrud Brück-Gerken, einen „Raum für den Ausdruck der Seele in all ihren Facetten“ schaffen. „Seelsorge und Begegnung“ sei ein Angebot außerhalb der Klinik wo religiöse Fragen besprochen werden könnten. „Die Menschen, die hierhin kommen wissen, daß sie nicht zu erklären brauchen, was sie betroffen macht“, sagt der evangelische Pfarrer Grütjen, der aufgrund der langjährigen guten ökumenischen ·Zusammenarbeit in der Kölner Psychatrieseelsorge mit eigenen Angeboten in der Einrichtung präsent ist.
Besonderer Bedeutung kommt dem sakralen Raum zu, der von dem Viersener Künstler Mic Leder nach vielen Gesprächen mit dem Pastoralteam gestaltet wurde. Der Sakralraum, in dem regelmäßig Gottesdienste stattfinden sollen, sei in seiner künstlerischen Konzeption auf die ihn benutzenden Menschen ausgerichtet, so Büsch. „Dieser Raum muß eine zentrierende Funktion und damit eine heilsame Wirkung haben. Die innerlich zerrissenen Menschen sollen Integration erleben und das Gefühl, gehalten zu sein, erleben.“
Neben der „Seelsorge“ kommt der „Begegnung“ im Paulushaus eine wichtige Rolle zu. Zu den selbstgestelltenAufgaben gehören Angebote für Menschen in Psychiatrieberufen. Mit Vortragsveranstaltungen und Gesprächsforen sollen Professionelle über den Themenbereich „Religiosität in der Psychiatrie“ informiert werden. Gleichzeitig verstehen sich die Frauen und Männer als „Brückenbauer“ zu Pfarrgemeinden. „Im Sinne der Hilfe zur Selbsthilfe sind wir Anlaufstelle für Pfarrgemeinden, die sich auf diesem Feld engagieren wollen,“ sagt Büsch.
Gelegenheit, die neue Einrichtung in der Kölner Loreleystraße 7, Telefon (02 21) 3 76 63 27, kennenzulernen, besteht am 14. April ab-~ 9 Uhr. Dann ist die interessierte Öffentlichkeit zur Besichtigung der Räumlichkeiten und zum Gespräch mit dem Team, eingeladen. Bereits am 24. März öffnet sich das Haus ab 15 Uhr dem psychiatrischen und sozialpsychiatrischen Fachpublikum. ROBERT BOECKER
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